„Heute, am 21. November 2024 um 03:30 Uhr kam es zu Beeinträchtigungen der netzgebundenen Stromversorgung beim Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz und den Verteilnetzbetreibern Avacon Netz GmbH und MitNetz Strom GmbH. Ursachen für die Störungen sind derzeit noch unbekannt. Nach den ersten Lageerkenntnissen sind die Störungen so massiv, dass von einem langandauernden großflächigen Stromausfall auszugehen ist, der das gesamte Gebiet Ostdeutschlands betrifft.“
So beginnt das Szenario für „Stromausfall 2024“, welches das Landesverwaltungsamt als obere Katastrophenschutzbehörde für die diesjährige Landeskatastrophenschutzübung entwickelt hat, um zusammen mit dem Salzlandkreis und den Saalekreis von 8 bis 18 Uhr den Ernstfall zu proben.
Die „Autoren“ des Drehbuchs waren in der Beschreibung der verschiedenen Schwierigkeiten, die die Übungsteilnehmer zu bewältigen haben, wieder sehr einfallsreich. Die besondere Herausforderung besteht diesmal darin, mit dem Ausfall aller normalerweise im Alltag genutzten Kommunikationssysteme umzugehen und zu realisieren, was ein langanhaltender, flächendeckender Stromausfall im Einzelnen bedeutet.
„Bei einem Stromausfall bekommen Stift, Schreibmaschine, Batterien, Kerzen und viele Dinge, die für uns im Alltag inzwischen eher eine untergeordnete Rolle spielen, wieder eine besondere Bedeutung.“, erläutert der Präsident des Landesverwaltungsamtes, Thomas Pleye, während der Übung die außergewöhnliche Situation. „Darüber hinaus müssen Ausfälle in der Infrastruktur wie Ampelanlagen, Pumpwerke, IT-Netze, Mobilfunknetze, Heizungen und vieles mehr bewältigt werden. Notsituationen in Krankenhäusern, Pflege- und anderen Einrichtungen sowie im gesamten Verkehrssektor kommen hinzu.“
Mit Eintritt des Schadensereignisses wurden die Integrierten Leitstellen im Lande von den Energieversorgern über das Ereignis und die vermutlichen Auswirkungen informiert (Erstinformation). Anschließend erfolgte die Durchführung erster erforderlicher Maßnahmen, z.B. das Anfahren der Notstromversorgung, Überprüfung der Handsprechfunkgeräte (BOS-Digitalfunk) und Herstellung der Funkverbindung zu den Einsatzstellen, Überprüfung der Funktionsfähigkeit der übrigen vorhandenen Technik. Des Weiteren wurden Maßnahmen für die Aufrechterhaltung der eigenen Arbeitsfähigkeit getroffen. Während der Übung stehen dann ausschließlich die Kommunikationsmittel Digitalfunk, Satellitentelefon und Melder (Kfz) zur Verfügung.
Im weiteren Verlauf der Übung werden die übenden Stäbe vor Aufgaben gestellt. So müssen Wege gefunden werden, wie Informationen Ebenen übergreifend an die Landkreise, Städte und Gemeinden gelangen. Die Einrichtung von regionalen „Erstanlaufstellen“ (sogenannte Katastrophenschutz-Leuchttürme als Anlaufstelle für die Bevölkerung in Krisensituationen) muss erfolgen. Zudem muss die Bevölkerung über die Situation informiert werden (Warnung der Bevölkerung).
Ein weiteres wichtiges Handlungsfeld ist die Treibstoffnachversorgung für Einsatzfahrzeuge und Notstromaggregate/Netzersatzanlagen (NEA) der Kritischen Infrastruktur (KRITIS). Auch die Bereiche Wasserversorgung und Ernährungssicherstellung sind Aspekte der Übung.
„Ein langanhaltender und flächendeckender Stromausfall ist angesichts der sicherheitspolitischen, aber auch klimatischen Lage (Extremwetterereignisse) in der Welt längst kein undenkbares Szenario mehr. Sowohl kriminelle und terroristische Aktivitäten, extreme Unwetterereignisse, menschliches und/oder technisches Versagen bis hin zu Kombinationen aus dem Genannten können hierfür als Ursache infrage kommen. Wir müssen vorbereitet sein, auch auf solche Gefahrenlagen.“, so Pleye weiter.
Die jährlichen Landeskatastrophenschutzübungen in Sachsen-Anhalt werden in Form einer Stabsrahmenübung („Trockenübung“) durchgeführt. Reale Handlungen von Einsatzkräften und Mitteln sind damit nicht verbunden.
Bei der aktuellen Übung sind die Katastrophenschutzstäbe (KatS-Stäbe) von:
• Landesverwaltungsamt
• Saalekreis
• Salzlandkreis
im Einsatz.
Leitungs- und Schiedsrichterdienst übernehmen:
• Kreisfreie Stadt Halle (Saale) im Landkreis Saalekreis
• Landkreis Harz im Landkreis Salzlandkreis
Weitere Übungsbeteiligte sind die Polizeiinspektion Magdeburg, die Polizeiinspektion Halle (Saale), die Bundeswehr (KVK, BVK, Landeskommando) und das Technische Hilfswerk (Regionalstellen Halle und Magdeburg). Darüber hinaus bearbeitet das Ministerium für Inneres und Sport des Landes Sachsen-Anhalt auf seiner Ebene mit einer Stabsstelle die länderübergreifenden Hilfeleistungsersuchen.
Geübt wird insbesondere das Zusammenwirken der Katastrophenschutzstäbe auf den jeweiligen Verwaltungsebenen, die Organisation des Zusammenwirkens mit der Bundeswehr, der Polizei und dem THW. Dabei stehen die Kommunikation und die gegenseitige Unterstützung im Vordergrund.