Denkmalpflegeförderung 2025
Mit einem Fördermittelbescheid über 90.000 Euro besuchte heute der Präsident des Landesverwaltungsamtes, Thomas Pleye die Friedenskirche in Leuna. Im Rahmen einer Andacht zum Johannistag im Pfarrgarten der Kirche übergab Präsident Pleye die Finanzierungszusage an Pfarrer Andreas Tschurn.
„Der Kirchbau benötigt ein neues Dach. Wir freuen uns, dass wir mit den Fördermitteln die Sanierungsbestrebungen der Kirchgemeinde unterstützen können.“, erklärt der Präsident des Landesverwaltungsamtes, Thomas Pleye.
Die im Jahr 1929/1930 erbaute Kirche wurde im 2. Weltkrieg stark beschädigt. In der DDR erfolgten keine denkmalgerechten Sanierungsmaßnahmen, vielmehr wird nun die aus Asbestzementplatten bestehende Dacheindeckung erneuert und denkmalgerecht wiederhergestellt. Bereits in den Jahren 2022 und 2023 wurde die Sanierung (1. Bauabschnitt) des Daches mit Landesmitteln in Höhe von 80.000,00 € gefördert.
Das Land Sachsen-Anhalt kann im Rahmen der verfügbaren Haushaltsmittel auf der Grundlage von § 20 Absatz 1 Denkmalschutzgesetz des Landes Sachsen-Anhalt sowie der Denkmalpflegerichtlinie Zuwendungen zur Förderung von Maßnahmen zur Erhaltung, Pflege und Erschließung von Kulturdenkmalen gewähren.
Bei der Entscheidung über die Bewilligung einer Zuwendung wird insbesondere auf folgende Prioritäten abgestellt:
- das Kulturdenkmal oder das Vorhaben lässt sich den jeweiligen landespolitischen Schwerpunkten zuordnen;
- die Zuwendung wird dafür verwendet, akute Gefahren (z.B. Einsturzgefahr) von dem Kulturdenkmal abzuwenden;
- durch die Zuwendung wird eine nachhaltige Nutzung des Kulturdenkmals ermöglicht;
- das Projekt hat Modellcharakter.
Eine Landesförderung sollte möglichst mit Förderprogrammen des Bundes sowie weiterer Förderinstitute (z.B. Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Deutsche Bundesstiftung Umweltschutz, Investitionsbank Sachsen-Anhalt oder der Städtebauliche Denkmalschutz sowie EU-Förderprogrammen) ergänzt werden.
Da hier alle Bedingungen erfüllt waren, konnten die Fördermittel bewilligt werden.
Hintergrund:
300.000 Euro an Denkmalfördermittel gingen im vergangenen Jahr in den Saalekreis. Darunter befindet sich ein Gutshaus eines Privateigentümers in Petersberg. Mit rund 50.000 Euro konnte die Dachsanierung unterstützt werden. Die übrigen 250.000. Euro flossen in weitere verschiedene Denkmalschutzmaßnahmen, die seitens privater Antragsteller, Vereinen, Kirchengemeinden oder Gebietskörperschaften beantragt worden waren.
Insgesamt wurden 2024 vom Landesverwaltungsamt in 14 Förderprogrammen knapp 73,3 Mio.€ (2023: 25 Mio. Euro) zur Verfügung gestellt. Insgesamt konnten 211 Anträge (2023: 174) genehmigt und damit Landesmittel in Höhe von rund 36,5 Mio. Euro (2023: 20 Mio. €uro) sowie Bundesmittel in Höhe von knapp 36,8 Mio. Euro (2023: 4,9 Mio. Euro) bewilligt werden. Hierdurch konnte eine Gesamtinvestition in die Kulturdenkmale in Höhe von gut 95,8 Mio. Euro (2023: 38 Mio. Euro) generiert werden.
Private Denkmaleigentümer wurden bei 51 Einzelprojekten mit Landesmittel in Höhe von über 4,1 Mio. Euro und Bundesmitteln in Höhe von knapp 500.000 Euro gefördert, Vereine wurden bei weiteren 14 Einzelprojekten mit Landesmitteln in Höhe von über 2,1 Mio Euro und Bundesmitteln in Höhe von knapp 750.000 Euro unterstützt und Stiftungen (etc.) mit weiteren 49 Einzelprojekten mit Landesmittel in Höhe von über 17,1 Mio. Euro und Bundesmitteln in Höhe von gut 30,6 Mio. Euro gestärkt.
Hintergrund zur Friedenskirche Leuna
Die Friedenskirche in Leuna ist ein bedeutendes Zeugnis der Industriegeschichte und Architektur der Moderne. Errichtet zwischen 1929 und 1930 im Stil des „Neuen Bauens“, spiegelt sie die sachlich-funktionale Formensprache wider, die insbesondere durch das Bauhaus geprägt wurde. Der schlichte, rechteckige Saalbau mit seinem markanten, fast 36 Meter hohen Glockenturm wurde vom BASF-Oberingenieur Adolf Herberger entworfen, der später auch das bekannte Verwaltungsgebäude der Filmfabrik Agfa Wolfen gestaltete.
Die Kirche entstand in einer Zeit des industriellen Aufschwungs, als der Standort Leuna durch das BASF-Ammoniakwerk stark wuchs und viele Menschen in die Region zogen. Die BASF stellte die Mittel für den Bau bereit, um den religiösen Bedürfnissen der zuziehenden protestantischen Bevölkerung gerecht zu werden.
Besonders auffällig ist das grünlich schimmernde Kupferdach sowie die 3,60 Meter hohe Figur des „Guten Hirten“ über dem Eingangsportal. Der Innenraum beeindruckt durch seine klare Gestaltung, eine hervorragende Akustik und ein großflächiges Mosaikbild von Emil Glücker, das den Kontrast von Krieg und Frieden thematisiert. Ergänzt wird der Altarraum durch einen restaurierten mittelalterlichen Schnitzaltar aus dem Jahr 1480.
Trotz schwerer Schäden im Zweiten Weltkrieg und mangelnder Pflege in der DDR-Zeit wurde die Kirche nach 1990 Stück für Stück saniert. Heute steht sie als architektonisches und kulturelles Wahrzeichen für die Verbindung von Industriegeschichte, Baukunst und gelebter Gemeinschaft.