Wendelstein
Größe: 100,00 ha
Landkreis: Burgenlandkreis
Codierung: NSG0272___
Verordnung: VO v. 20.11.2002 (Amtsbl. f. d. Reg.-Bez. Halle. - 11(2002)14 v. 19.12.2002, S. 121)
Karte - © LVermGeo LSA Gen.-Nr.: 10008 (www.lvermgeo.sachsen-anhalt.de)
Schutzziel
Lage
Das NSG "Wendelstein" (ca. 114 bis 140 m ü. NN) befindet sich 2 km südöstlich von Roßleben. Es umfasst die südexponierten Unterhänge des Wendelsteiner Burgberges sowie die Unstrutaue südlich von Wendelstein mit Unstrut, zwei Unstrutaltarmen und den Resten eines Mühlgrabens.
Beschreibung des Geländes
Das NSG liegt zwischen der Sachsenburger Pforte, dem Durchbruch der Unstrut durch die steilgestellten Muschelkalkschichten, und dem Durchbruch der Unteren Unstrut durch den Buntsandstein östlich von Memleben. Es stellt einen repräsentativen Ausschnitt des in diesem Bereich durch Auslaugungsvorgänge und Aufschotterung gebildeten 5 - 8 km breiten Unstruttales dar. Am linken Talrand im Bereich von Wendelstein bildet ein Zechsteinstreifen in Gips einen weithin sichtbaren 30 m hohen Steilhang.
Vegetation
Auf den Plateaulagen westlich der Burg Wendelstein wächst das Mesobrometum mit
- Echtem Schafschwingel (Festuca ovina),
- Aufrechter Trespe (Bromus erectus),
- Golddistel (Carlina vulgaris) und
- Feld-Mannstreu (Eryngium campestre).
Wertvolle Vegetationskomplexe des Seslerio-Xerobromions mit Blaugras (Sesleria albicans) und Furchenschwingel (Festuca rupicola) besiedeln die senkrecht abfallenden Felshänge.
Neben nahezu vegetationsfreien Flächen mit Scharfem Mauerpfeffer (Sedum acre), Krustenflechten und Moosen treten Polsterpflanzen bzw. Kryptophyten auf.
An den südexponierten steilen Felshängen kommen sehr seltene Arten wie Felsen-Steinkraut (Alyssum saxatile), Badener Rispengras (Poa badensis) und Pfriemengras (Stipa capillata) vor.
Den Bereich der Altwässer zeichnen Schilfsäume und Gebüsche aus. Ein Kopfweidenbestand aus Bruchweiden (Salix fragilis) am östlichen Altarm ist besonders landschaftsprägend und lebensraumbedeutsam.
Fauna
Das Naturschutzgebiet hat als Lebensraum für seltene Brutvogelarten (siehe Übersicht) besondere Bedeutung.
Rotmilan | Milvus milvus | Reiherente | Aythya fuligula |
Rohrweihe | Circus aeruginosus | Zwergtaucher | Podiceps ruficollis |
Eisvogel | Alcedo atthis | Zaunkönig | Troglodytes troglodytes |
Drosselrohrsänger | Acrocephalus arundinaceus | Rohrammer | Emberiza schoeniclus |
Beutelmeise | Remiz pendulinus | Nachtigall | Luscinia megarhynchos |
Schafstelze | Motacilla flava |
Dieses Gebiet ist auch Nahrungshabitat für den Weißstorch (Ciconia ciconia) sowie Rastplatz für Kiebitz (Vanellus vanellus), Haubentaucher (Podiceps cristatus), Purpurreiher (Ardea purpurea) und Singschwan (Cygnus cygnus).
Eine individuenreiche Ringelnatterpopulation sowie Zauneidechse und Erdkröte (Bufo bufo) gehören zur Herpetofauna des Wendelsteins.
Dieser bietet ebenfalls Lebensraum für den Feldhasen (Lepus europaeus). Weitere schützenswerte Säugetierarten sind Zwergmaus (Micromys minutus) und Zwergspitzmaus (Sorex minutus).
Besonders die Altarme der Unstrut stellen wertvolle Restbiotope mit Optimalbedingungen für Weichtiere u. a.
- Malermuschel (Unio pictorum),
- Spitze Sumpfdeckelschnecke (Viviparus viviparus),
- Gefleckte Schnirkelschnecke (Arianta arbustorum) und
- Hainschnirkelschnecke (Cepaea nemoralis) sowie
- Bernsteinschnecke (Succinea putris) dar.
Als besonders beachtenswerte Insekten sind die Gebänderte Prachtlibelle (Calopteryx splendens), Kurzflüglige Schwertschrecke (Conocephalus dorsalis) sowie der Kleine Heidegrashüpfer (Stenobothrus stigmaticus) zu nennen.
Zustand des Gebietes und Erhaltungsmaßnahmen
Die ökologische Sensibilität des Gebietes erfordert die Vermeidung von Störungen jeglicher Art. Dazu zählen insbesondere Maßnahmen, die eine Änderung des Wasserhaushaltes sowie eine Überbauung oder Zerschneidung des wertvollen Biotopverbundkomplexes im Naturschutzgebiet verursachen. Das NSG liegt teilweise im FFH-Gebiet "Trockenrasen am Wendelstein".