Saaledurchbruch bei Rothenburg
Größe: 221,00 ha
Landkreis: Mansfeld-Südharz, Saalekreis
Codierung: NSG0199___
Verordnung: VO v. 11.10.2000 (Amtsbl. f. d. Reg.Bez.Halle.-9(2000)11 v. 27.10.2000, S. 72)
Karte - © LVermGeo LSA Gen.-Nr.: 10008 (www.lvermgeo.sachsen-anhalt.de)
Schutzziel
Lage
Das NSG (70 - 155 m ü. NN) erstreckt sich beidseitig der Saale zwischen Dobis und Rothenburg bzw. Friedeburg und Zickeritz. Es umfasst dabei auch die südexponierten Hanglagen des in das Saaletal mündenden Schlenzetales bei Friedeburg, einige Seitentälchen bei Dobis und die Talaue der Saale zwischen Dobis und Zickeritz mit wichtigen Feuchtgebieten und Altarmen. In diesem NSG werden mehrere kleinere, ehemals voneinander isolierte Flächennaturdenkmale zusammengefasst. Mit den unmittelbar angrenzenden NSG 'Saalehänge bei Dobis' und 'Zickeritzer Busch' ergibt sich ein großflächiger Schutzgebietsverbund.
Geologische Beschaffenheit
Die Saale durchbricht im Bereich des NSG die Halle-Hettstedter Gebirgsbrücke, die die Gesteine des Hallenser Paläozoikums mit dem Paläozoikum des Harzes verbindet. Das NSG erfasst Teilflächen vom Zechsteinausstrich am Nordrand der Mansfelder Mulde bis zum Oberkarbon im Kern der Halle-Hettstedter Gebirgsbrücke. Bei Friedeburg streicht der Zechstein vom Schloss aus über Eichberg und Galgenberg nach Westen und wird von roten Sandsteinschiefern und Porphyrkonglomeraten der Eisleben-Schichten unterlagert. Entsprechende Gesteine des FND 'Weiße Wand' bei Dobis grenzen ostsaalisch an das NSG an. Isolierte Schollen der Beckenfazies der Hornburg-Schichten sind westlich von Friedeburg durch porphyrhaltige Feinkonglomerate gekennzeichnet. Im Dobisgrund zwischen Dößel und Dobis wurden taube Obere Wettin-Schichten mit Kalkbänken und Tuffen durch einen Schurf wieder aufgeschlossen. Die feinkörnigen roten Glimmersandsteine der Unteren Wettin-Schichten schließen sich nördlich von Dobis an. Bis zum Werderbruch herrschen konglomeratische Kaolinsandsteine der Siebigerode-Formation vor, die Kieselhölzer enthalten.
Vegetation
Die Landschaft um Rothenburg wird in einzigartiger Weise durch den Saale-Durchbruch geprägt. Hier findet man Felsfluren auf oberkarbonischen Sandsteinen und Konglomeraten. Bei Friedeburg und Dobis streicht außerdem Zechstein aus, auf dem sich typische Arten der basiphilen Halbtrockenrasen angesiedelt haben. Es sind alle Sukzessionsstadien vom verbuschenden Halbtrockenrasen bis hin zum Vorwald vorhanden. Schließlich gehören Traubeneichen-Hainbuchen-Hangwälder (Galio sylvatici-Carpinetum betuli) und in feuchten Gründen edellaubholzreiche Hainbuchenwälder (Stellario holosteae-Carpinetum betuli) zum NSG. Streuobstwiesen in Hanglagen mit Halbtrockenrasenelementen und aufgelassene Steinbrüche tragen zur Biotopvielfalt bei.
Zur Verbindung der wertvollen Xerothermstandorte war es notwendig, größere Ackerflächen und intensives Grünland in das NSG mit einzubeziehen. Leider wurden vor allem in den 50er Jahren viele ehemals wertvolle Offenbiotope mit Robinien aufgeforstet.
Charakteristische Arten der Halbtrockenrasen und Felsfluren sind u. a. Stängelloser Tragant, Steppen-Wolfsmilch, Siebenbürgener Perlgras, Pfriemengras, Pferde-Sesel, Sichel-Hasenohr, Fransen-Enzian, Berg-Gamander, Zwerg-Steppenkresse, Sand-Esparsette, Kleine Wiesenraute und Zottige Fahnenwicke. Häufig kommen Blauschwingel-Rasen (Thymo-Festucetum cinereae) und Mädesüß-Rasen (Filipendulo vulgaris-Avenuletum pratensis) vor. Sehr charakteristisch sind außerdem Pfriemengrasrasen, vielfach in an Bartgras reichen Ausbildungen. Die Trockengebüsche (Roso ellipticae-Cotoneastretum integerrimi, Cerasieturn mahaleb) werden vor allem von Steinweichsel, Zwergmispel, mehreren Rosen- und Weißdorn-Arten, Blutrotem Hartriegel sowie Liguster gebildet.
Die in der Saaleaue liegenden Teile des NSG werden von artenarmen Intensivgrünland eingenommen. Ergänzt wird das Mosaik in der Saaleaue durch Gewässervegetation im Altwasser bei Dobis, Kriechrasen und Kleinröhrichte mit Schwanenblume und Wasser Pferdesaat im Bereich regelmäßig überfluteter Standorte sowie durch Gebüsche, Schleierfluren und Ufer-Staudenfiuren. ln letzteren treten als bemerkenswerte Arten Pappel-Seide und- begünstigt durch die Salzlast der Saale- Eibisch auf.
Fauna
Unter den 81 nachgewiesenen Brutvogelarten sind u. a. bemerkenswert: Rotmilan, Schwarzmilan, Habicht, Wespenbussard, Rebhuhn, Waldohreule, Hohltaube, Schwarzspecht und Wendehals. Der Bienenfresser brütet seit 1991 in mehreren Paaren in einer Lößwand bei Friedeburg. Der ehemals verbreitete wärmeliebende Wiedehopf zeigte sich nach seinem Aussterben (um 1960) seit 1993 wieder in einem Paar. Unter den Singvögeln fallen Bewohner warmer Habitate auf, so Neuntöter, Steinschmätzer, Sperbergrasmücke und Grauammer. Außergewöhnlich ist das Brüten der Mehlschwalbe an Felsen (1989 drei Nester).
Zustand des Gebietes und Erhaltungsmaßnahmen
Halbtrockenrasen und mesophiles Grünland wurden traditionell durch Schafbeweidung genutzt. Vermehrt seit den 1990er Jahren werden sowohl Halbtrockenrasen als auch Streuobstwiesen aufgelassen und unterliegen damit einer schnell ablaufenden Sukzession. Auf frischeren Standorten ist die Verbuschung bereits weit fortgeschritten, auch die mageren Standorte werden zunehmend von Gehölzen erobert. Seit dem Jahr 2000 gibt es intensive gegenläufige Bemühungen zur Wiederaufnahme der Bewirtschaftung und Pflege zumindest der wertvollsten Xerothermrasenflächen.
Zu fördern sind im NSG partielle Entbuschungsmaßnahmen, die extensive Schafhutung sowie die Pflege und die Neupflanzung hochstämmiger Obstkulturen. Das NSG liegt teilweise im gleichnamigen FFH-Gebiet.