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Oranienbaumer Heide

Größe: 2.683,00 ha  
Landkreis: Wittenberg  
Stadtkreis: Dessau-Roßlau   
Codierung: NSG0184___   
Verordnung:  VO v. 23.05.2014 (Amtsblatt des Landesverwaltungsamtes Sachsen-Anhalt - 6(2014) v. 17.06.2014),  
Karte - © LVermGeo LSA Gen.-Nr.: 10008 (www.lvermgeo.sachsen-anhalt.de)

Schutzziel

Schutz und Entwicklung eines großen, komplexen, unzerschnittenen Naturraumes u. a. mit Heide-Trockenrasenbereichen sowie naturnahen Wäldern und Feuchtgebieten; Schutz zahlreicher bedrohter Tier- und Pflanzenarten. 

Lage

Das NSG (63-85 m ü. NN) befindet sich zwischen Dessau-Mildensee, Oranienbaum und Möhlau.

Beschreibung des Geländes

Das NSG befindet sich in der naturräumlichen Haupteinheit „Elbe-Mulde-Tiefland“ im Übergangsbereich vom Mittelelbegebiet zur Dübener Heide. Der nördliche Teil des NSG wird durch fluviatil geprägte Sedimente des Elbeurstromtals bestimmt, dagegen wird der südliche Teil geprägt durch die Hochfläche von glazialen Moränen. Von 1945 bis 1992 wurden insbesondere die zentralen Flächen des Gebietes vom sowjetischen Militär als Truppenübungsplatz genutzt. Im Süden und Osten wurde das Gebiet teilweise durch den Abbau von Braunkohle und Kies geprägt.

Vegetation

Durch Rodungen, Brände und den Übungsbetrieb auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz entstand im Zentrum des ehemaligen Truppenübungsplatzes eine großflächig offene Landschaft mit trockenen Zwergstrauch­heiden, basenreichen Sandtrocken­rasen und Silbergras-Pionierfluren. Nach Aufgabe der militärischen Nutzung wurden große Teile dieser Offenlandkomplexe der natürlichen Sukzession überlassen. In den vergangenen Jahren entwickelten sich auf den ehemals offenen Flächen an vielen Stellen Pionierwälder.

Insbesondere folgende Lebensraumtypen kommen in den offenen/halboffenen Bereichen der Oranienbaumer Heide vor:

  • LRT 6120*: Trockene, kalkreiche Sandrasen,
  • LRT 4030: Trockene europäische Heiden,
  • LRT 2310: Trockene Sandheiden mit Calluna und Genista,
  • LRT 2330: Dünen mit offenen Grasflächen mit Corynephorus und Agrostis,
  • LRT 6410: Pfeifengraswiesen auf kalkreichem Boden, torfigen und tonig schluffigen Böden (Molinion caeruleae).

Beispielhaft zu nennen sind folgende, in den Offenlandlebensräumen häufige bzw. typische oder bemerkenswerte Pflanzenarten:

                                                Pflanzenarten                                                                            


Gewöhnlicher Steinquendel
Acinos arvensis              Sand-Strohblume    Helichrysum arenarium
HeidekrautCalluna  vulgarisÄstige GraslilieAnthericum ramosum
Kleines HabichtskrautHieracium pilosella Zypressen-WolfsmilchEuphorbia cyparissias

Fauna

 Das NSG bietet auch zahlreichen Brutvogelarten Lebensraum, u. a.:  

  • Schwarzstorch (Ciconia nigra),
  • Kranich (Grus grus),
  • Mittelspecht (Dendrocopos medius),
  • Sperbergrasmücke (Sylvia nisoria),
  • Schwarzmilan (Milvus migrans), 
  • Schwarzspecht (Dryocopus martius),
  • Rotmilan (Milvus milvus),
  • Baumfalke (Falco subbuteo),
  • Wiedehopf (Upupa epops),
  • Steinschmätzer (Oenanthe oenanthe),
  • Ziegenmelker (Caprimulgus europaeus),
  • Heidelerche (Lullula arborea),
  • Grauammer (Miliaria calandra),
  • Neuntöter (Lanius collurio).    


Im Flächenumgriff des Naturschutzgebietes kommen unter anderem folgende bemerkenswerte Insektenarten vor:

  • Ameisenjäger (Zodarion germanicum)),
  • Blauflügelige Prachtlibelle (Calopteryx virgo),
  • Gemeine Keiljungfer (Gomphus  vulgatissimus),
  • Grüne Keiljungfer (Ophiogomphus cecilia),
  • Keilflecklibelle (Aeshna isosceles),
  • Klee-Widderchen (Zygaena lonicerae),
  • Kleiner Heidegrashüpfer (Stenobothrus stigmaticus),
  • Keilflecklibelle (Aeshna isosceles),
  • Klee-Widderchen (Zygaena lonicerae),
  • Kleiner Heidegrashüpfer (Stenobothrus stigmaticus),
  • Magerrasen-Perlmutterfalter (Boloria dia),
  • Sonnenröschen-Würfeldickkopffalter (Pyrgus alveus),
  • Warzenbeißer (Decticus verrucivorus).

Vertreter der Herpetofauna im Gebiet sind:

  • Laubfrosch (Hyla arborea),
  • Kreuzkröte (Bufo calamita),
  • Knoblauchkröte (Pelobates fuscus),
  • Moorfrosch (Rana arvalis)
  • Schlingnatter (Coronella austriaca)
  • Zauneidechse (Lacerta agilis).

Weiterhin haben sich beispielsweise folgende Säugetierarten im Naturschutzgebiet etabliert:

Braunes Langohr  (Plecotus auritus), Breitflügelfledermaus (Eptesicus serotinus), Graues Langohr (Plecotus austriacus), Großer Abendsegler (Nyctalus noctula), Mopsfledermaus (Babastella barbastellus), Mückenfledermaus (Pipistrellus pygmaeus), Biber (Castor  fiber), Fischotter (Lutra lutra) und der Wolf (Canis lupus).
  

Zustand des Gebietes und Erhaltungsmaßnahmen

Die offene Heidelandschaft im vorliegenden Natura 2000-Gebiet ist mit dem Wegfall der militärischen Nutzung in besonderem Maße durch die natürliche Sukzession gefährdet. Als Folge dessen sind bereits auf erheblichen Flächen des Gebietes Vorwaldstadien aufgewachsen. Ohne Management ist ein rasantes Fortschreiten dieser Entwicklung unter Verlust der Lebensräume und dem Rückgang der darauf angewiesenen Arten abzusehen. Prinzipiell ist natürliche Sukzession aus Naturschutzsicht nicht abzulehnen, allerdings ist damit im konkreten Fall oft der Verlust von Arten nach der Vogelschutzrichtlinie und den Anhängen II und IV der FFH-Richtlinie sowie von Lebensraumtypen nach Anhang I der FFH-Richtlinie verbunden. Mit Hilfe der im Jahr 2008 eingerichteten großflächigen und seitdem mehrfach flächenmäßig erweiterten Standweide mit Heckrindern und Konikpferden und den damit in Verbindung durchgeführten Entbuschungsmaßnahmen sollen Erhalt und Verbesserung der vorhandenen Offenlandlebensräume gewährleistet werden. Die Erfolge sind in der Landschaft bereits deutlich sichtbar.

Das NSG liegt teilweise im EU SPA und FFH-Gebiet "Mittlere Oranienbaumer Heide".