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Ohreaue

Größe: 673,00 ha   
Landkreis: Altmarkkreis Salzwedel   
Codierung: NSG0195___   
Verordnung:  VO v. 29.06.2000 (Amtsbl.f.d.Reg.Bez.Magdeburg. - 9(2000)7 v. 17.07.2000, S.159)
Karte - © LVermGeo LSA Gen.-Nr.: 10008 (www.lvermgeo.sachsen-anhalt.de)

Schutzziel

Erhaltung, Pflege und Schutz der Ohre und ihrer Aue einschließlich der Zuflüsse als naturnahes Fließgewässersystem mit den daran gebundenen Arten- und Lebensgemeinschaften sowie als überregionales Biotopverbundelement.

Lage

Das im Jahr 2000 neu verordnete NSG umfasst den Oberlauf der Ohre und ihre Niederung zwischen Waddekath und Wendischbrome sowie weitere Flächen zwischen Steimke und Böckwitz. Das NSG besteht aus zwei separaten Teilflächen.

Beschreibung des Geländes

Die Ohreaue entstand während der Eiszeit als Abflussrinne für Schmelzwässer. Sie ist den Endmoränenbildungen der warthestadialen Eisrandlage südwestlich vorgelagert und in glazifluviatile sandige Schmelzwasserbildungen eingeschnitten. Durch die Unzugänglichkeit des Gebietes bis 1990 entstand hier ein wenig gestörter und z. T. nur extensiv genutzter Landschaftsausschnitt mit niederungstypischen Lebensräumen. Die Ohre ist ausgebaut; der ehemalige Grenzgraben ist weitgehend verlandet. Es dominieren Brachestadien feuchter Grünländer, Röhrichte, in Nutzung befindliche Feucht- und Frischwiesen, Feuchtgebüsche sowie Mischwälder feuchter Standorte. Die Bedeutung des Gebietes liegt in seiner großen, linearen Ausdehnung und der sich daraus ergebenden Verbundfunktion zwischen den Naturräumen des Drömlings im Süden, der Ise-Niederung im Nordwesten und der Dumme-Niederung im Nordosten. Für wandernde Tierarten, wie den Fischotter, stellt es deshalb einen wichtigen Korridor dar.

Im Rahmen des durch das Bundesamt für Naturschutz geförderten E&E-Vorhabens "Bestandsaufnahme Grünes Band" wurde der Bereich des ehemaligen Grenzstreifens im NSG "Ohreaue" als Abschnitt von bundesweiter Bedeutung bewertet.

Vegetation

Die Ohre ist im Oberlauf schnurgerade und grabenartig ausgebaut. Naturnähere Abschnitte sind leicht geschwungen und werden von Erlen-Galeriewald begleitet. Kleinflächig sind Bach-Röhrichte mit Brunnenkresse, Sumpf-Dotterblume, Sumpf-Vergißmeinnicht und Schmalblättrigem Merk und im Unterlauf mit Einfachem Igelkolben vorhanden. Ein Fließgraben, der der Ohre bei Steimke zufließt, weist daneben Wasserfeder, Gemeinen Wasserhahnenfuß und Wasserpest auf. In einem Graben der Niederung östlich der Landstraße Nettgau nach Wendischbrome wurden die Zerbrechliche Armleuchteralge und die Verworrene Armleuchteralge nachgewiesen. Letztere hat hier ihr einziges bekanntes Vorkommen in Sachsen-Anhalt.

Die unmittelbare Bachaue ist überwiegend mit Feucht- und Frischwiesen, wie Kohldistelwiese (Angelico sylvestris-Cirsietum oleracei), Fuchsschwanzwiese (Galio molluginis-Alopecuretum pratensis), mit Rohrglanzgras-Röhrichten (Phalaridetum arundinaceae) oder mit kleinen Schilf-Röhrichten (Phragmitetum australis), bestanden. Abschnittsweise sind auch größerflächige Großseggenriede (Caricetum acutiformis, Caricetum gracilis) anzutreffen. Pflanzenarten sind neben den namengebenden Großseggen auch Rasen-Segge, Steif-Segge, Schmalblättriges Wollgras, Sumpf-Blutauge, Sumpf-Kratzdistel und Wiesen-Silau. Südlich von Wendischbrome ist ein Erlen-Bruchwald (Carici elongatae-Alnetum) vorhanden.

Nördlich von Hanum, nördlich von Nettgau und westlich von Steimke bestehen größere Laub-Nadel-Mischforste mit Wald-Kiefer, Lärche, Stiel-Eiche und Moor-Birke, die auf Standorten bodensaurer, feuchter Birken-Eichenwälder (Holco mollis-Quercetum) stocken. Arten der Strauch- und Krautschicht sind Faulbaum, Draht-Schmiele, Heidelbeere, Siebenstern, Pfeifengras und Schattenblümchen.

Nahe der Nordgrenze des Gebietes liegt ein kleiner, gehölzbestandener Hochmoorrest mit gestauten, z. T. mit Torfmoos-Schwingrasen bedeckten Torfstichen. Charakteristische Arten sind Scheidiges Wollgras, Grau-Segge, Wiesen-Segge, Moor-Birke und Wald-Kiefer.

Teil des Schutzgebietes ist auch eine rund 100 ha große Niederung nördlich von Gladdenstedt mit intensiv genutzten Fuchsschwanzwiesen und einem Erlen-Birkenbruch mit kleinen aufgestauten Torfstichen. Wasser-Feder, Schnabel-Segge, Sumpf-Haarstrang, Quell-Sternmiere und Sumpf-Blutauge kommen hier vor.

Der Bereich des ehemaligen Grenzzaunes und des Plattenweges trägt Rainfarn-Beifuß-Fluren (Tanaceto-Artemisietum vulgaris) und Sand-Pionierfluren (Spergulo morisonii-Corynephoretum canescentis). Der ehemalige Grenzgraben ist bereits weitgehend verlandet.

Fauna

Brutvögel der Bachaue sind Teichrohrsänger, Beutelmeise, Schlagschwirl und Braunkehlchen. An schnellfließenden Abschnitten, besonders an Brücken oder an alten Wassermühlen, kommt die Gebirgsstelze vor. Gründling, Schmerle, Dreistacheliger und Neunstachliger Stichling besiedeln das Gewässer.

Von der Libellenfauna ist bisher nur die Gebänderte Prachtlibelle in hoher Siedlungsdichte bekannt.

In den Laub-Nadel-Mischforsten kommen Rotmilan, Baumfalke, Schwarz- und Grünspecht sowie Hohltaube vor. Zu den Brutvögeln des Gebietes zählen auch Wachtel, Sperbergrasmücke und Ortolan.

Zustand des Gebietes und Erhaltungsmaßnahmen

Aktuelle Gefährdungen ergeben sich aus der Intensivierung der Grünlandnutzung bzw. durch die Innutzungnahme bisher unbeeinflusster naturnaher Bereiche des ehemaligen Grenzstreifens. Neben der abschnittsweisen Renaturierung des Fließgewässers und der Verminderung von Schmutzwassereinleitungen ist die extensive Wiesenpflege notwendig. Das NSG wurde als FFH-Gebiet zur Nachmeldung vorgeschlagen.