Ohre-Drömling
Größe: 10.340 ha
Landkreis: Börde, Altmarkkreis Salzwedel
Codierung: NSG0387___
Verordnung: VO v. 20.06.2005 (Amtsbl. d. Landesverwaltungsamtes Sachsen-Anhalt. - 2(2005) Sdr. v. 30.06.2005) geändert mit Berichtigung vom 15.11. 2005 (Amtsbl. d. Landesverwaltungsamtes Sachsen-Anhalt. -11(2005))
Karte - © LVermGeo LSA Gen.-Nr.: 10008 (www.lvermgeo.sachsen-anhalt.de)
Schutzziel
Sicherung der Arten- und Formenvielfalt einer von grundwasserbeeinflussten Wald- und Grünlandstandorten gekennzeichneten Kulturlandschaft unter Bewahrung von naturnahen Ökosystemen der Nass- und Feuchtstandorte; Erhaltung der kulturhistorisch bedeutsamen Moordammkulturen und die Entwicklung einer ökologisch orientierten Gesamtbewirtschaftung.
Lage
Das NSG ist zentraler Bestandteil des Großschutzgebietes Drömling. Die Unterschutzstellung des Naturschutzgebietes "Ohre-Drömling" erfolgte unter Einbindung der bisher eigenständigen Naturschutzgebiete "Bekassinenwiese", "Böckwitz-Jahrstedter Drömling", "Breitenroder-Öbisfelder Drömling", "Jeggauer Moor", "Nördlicher Drömling", "Stauberg", "Südlicher Drömling". Es befindet sich südwestlich der Altmarkheiden und nördlich von Calvörde und Oebisfelde und wird vom Mittellandkanal durchschnitten.
Beschreibung des Geländes
Die Drömlingsniederung entstand als beckenartige Aufweitung des Breslau-Magdeburg-Bremer Urstromtals, welche ursprünglich durch Salzauslaugung entstand und durch eiszeitliche Erosions- und Akkumulationsprozesse endgültig ausgeformt wurde. Die nachfolgende Auffüllung durch Niedermoortorfe ließ ein weitläufiges Versumpfungsmoor entstehen. Bis heute hat sich hier eine stark strukturierte Landschaft aus Erlenbrüchen und anderen Wäldern und Gebüschen grundwasserbeeinflusster Standorte, Röhrichten, Feuchtgrünländern und daraus hervorgegangenen Brachen wie auch Äckern und Einzel- oder Streuansiedlungen, sogenannten Kolonien, erhalten. Diese Landschaft wird von einer außerordentlichen Vielzahl an Gräben und Kanälen durchzogen. Aus dieser besonderen landschaftlichen Ausstattung resultiert eine flächendeckend große Bedeutung als Lebens- und Rückzugsraum für zahlreiche vom Aussterben bedrohte und gefährdete Tier- und Pflanzenarten. Der Drömling wird durch die Aller und die Ohre sowohl zur Weser als auch zur Elbe hin entwässert. Dadurch stellt er ein wichtiges Element im Biotopverbund der Flusssysteme dar. Die Urbarmachung des Gebietes begann im
18. Jahrhundert mit dem Ausbau der Ohre sowie der großflächigen Anlage von Entwässerungskanälen und Gräben. Später wurden großflächige Moordammkulturen angelegt. Der Bau des Mittellandkanals und andere meliorative Maßnahmen führten zur Absenkungen des Grundwassers. Als Ergebnis des von 1992- 2012 geförderten Naturschutzgroßprojektes sind nun relativ großflächige Kernbereiche des Drömlings wiedervernässt
Vegetation
Der Drömling wird von weiten Wiesengebieten auf den Moor-und Anmoorflächen beherrscht. Auf den Niederterrassen breiten sich Ackerflächen, Horstwälder, Feldgehölze und Kiefernforste aus. Die Ohre, Kanäle und Moordammgräben, an denen insbesondere Pappelreihen, Erlengehölze und Grauweidengebüsche wachsen, gliedern die Landschaft. Kleinflächig sind Erlenbruchwälder (Carici elongatae-Alnetum) und verbreitet Erlen-Eschenwälder (Pado-Fraxinetum) sowie im Übergang von den Niederungen zu Niederterrassen auch Eichen-Hainbuchenwälder (Stellario holosteae-Carpinetum betuli) vorhanden. Das Grünland wird von der Hahnenfuß-Schmielenwiese (Ranunculo auricomi-Deschampsietum cespitosae) gebildet. Daneben bestehen großflächig durch intensive Nutzung an Arten verarmte Wiesen. Sehr vielgestaltig sind die Staudenfluren, Röhrichte und Seggenriede sowie Wasserpflanzengesellschaften ausgebildet. Charakteristisch für den Drömling sind atlantische Florenelemente wie Pillenfarn, Efeublättriger Hahnenfuß, Flutende Tauchsimse, Untergetauchter Scheiberich, Ranken-Lerchensporn, Saat-Wucherblume, Quirlblättrige Knorpelmiere, Flutende Pferdesaat.
Daneben treten auch kontinentale Florenelemente, wie beispielsweise Glänzende Wiesenraute, Sumpf-Kreuzkraut, Sumpf-Gänsedistel auf.
In den Hochstaudenfluren ist der Große Odermennig weit verbreitet.
Bei der unter der Wasseroberfläche vorhandenen Grabenvegetation tritt eine Vielzahl gefährdeter und geschützter Arten, wie Sumpfquendel, Zwiebel-Binse, Alpen-Laichkraut und Nadel-Simse auf.
Fauna
Der Charaktervogel des Drömlings ist der Große Brachvogel (Numenius arquata).
Als Vertreter der Säugetiere sind Elbebiber (Castor fiber albicus), Fischotter (Lutra lutra), Wasserspitzmaus (Neomys fodiens), Nordische Wühlmäuse und 12 Fledermausarten zu nennen.
Zur Avifauna gehören Bestände von Wiesenpieper, Braunkehlchen , Teich-und Schilfrohrsänger, Rohrammer, Rohrschwirl, Teichhuhn, Weißstorch, Wespenbussard, Seeadler, Schwarz- und Rotmilan, Rohrweihe, Tüpfelsumpfhuhn, Sumpfohreule, Ziegenmelker, Eisvogel, Schwarzspecht, Heidelerche, Sperbergrasmücke, Neuntöter, Ortolan, Goldregenpfeifer, Kiebitz, Bruchwasserläufer, Schafstelze, Schlagschwirl. In den feuchten Wäldern brüten Schwarzstorch (Ciconia nigra), Kranich (Grus grus) und Bekassine (Gallinago gallinago).
Die Vertreter der Herpetofauna sind: Moorfrosch, Laubfrosch, Knoblauchkröte, Kreuzkröte, Kleiner Wasserfrosch, Zauneidechse und Ringelnatter.
Die Gewässer des Drömlings sind sehr fischreich. Nennenswert sind Schmerle, Schlammpeitzger und Quappe.
Die Wirbellosenfauna ist vertreten mit den hygrophilen Arten Sumpfschrecke, Sumpfgrashüpfer, Schmale Windelschnecke, Große Moosjungfer, Helm Azurjungfer und den xerophilen Arten wie Blauflügelige Ödlandschrecke (Oedipoda caerulescens), Rotleibiger Grashüpfer (Omocestus haemorrhoidalis) und Gefleckte Keulenschrecke (Myrmeleotettix maculatus). Die Wirbellosfauna ist weiter vertreten mit xylobionten Käfern und Bockkäfern.
Zustand des Gebietes und Erhaltungsmaßnahmen
Das Naturschutzgebiet "Ohre-Drömling" ist zentraler Bestandteil des Großschutzgebietes "Drömling". Die Festsetzung erfolgte insbesondere zur Erhaltung, Wiederherstellung und Entwicklung der Funktionsfähigkeit des Naturhaushaltes im gesamten Drömling. Die im Naturschutzprojekt angeschobenen Planungen, in den Kern- und Nasszonen Wasserstände zu erreichen, die zum Erhalt des Niedermoorkörpers führen, sind inzwischen vollständig umgesetzt. Die bestehenden offenen Wiesen- und Weidenlebensräume sollen durch eine den Standortbedingungen angepasste Landwirtschaft erhalten und entwickelt werden.