Aland-Elbe-Niederung
Größe: ca. 6009,00 ha
Landkreis: Stendal
Codierung: NSG0388__
Verordnung: VO v. 09.06.2009 (Amtsblatt des Landesverwaltungsamtes Sachsen-Anhalt - 7(2009), v. 16.06.2009) Änderungsverordnung v. 10.04.2012 (Amtsblatt des Landesverwaltungsamtes Sachsen-Anhalt - 4(2012), v. 17.04.2012)
Karte - © LVermGeo LSA Gen.-Nr.: 10008 (www.lvermgeo.sachsen-anhalt.de)
Schutzziel
Lage und Beschreibung des Geländes
Das Naturschutzgebiet "Aland-Elbe-Niederung" als Bestandteil des "Natura 2000-Netzes" liegt in der naturräumlichen Haupteinheit "Elbtal-Niederung". Es befindet sich im Norden Sachsen-Anhalts und beginnt an der Landesgrenze zu Niedersachsen südöstlich Schnackenburg etwa bei Elb-Kilometer 473. Anschließend teilt sich das Gebiet analog des Verlaufs von Elbe und Aland auf und endet elbaufwärts bei Neu-Goldbeck / Werben ungefähr bei Elb-Kilometer 431 bzw. nordöstlich der Stadt Seehausen. Die naturnahe Flusslandschaft mit Grünlandkomplexen mittlerer und feuchter Standorte sowie Weich- und Hartholzauenresten ist Lebensraum für zahlreiche an Feuchtgebiete gebundene Tier- und Pflanzenarten. Die ausgedehnten Wiesen und Auwaldreste werden durch das Elbehochwasser, durch Qualmwasser sowie durch den Wasserrückstau der Elbe bzw. des Alands beeinflusst. Das Gebiet ist daher durch eine Vielzahl von Altwassern, Flutrinnen und nassen Senken mit Verlandungs- und Röhrichtzonen geprägt. Des Weiteren bestimmen vereinzelte Binnendünen, Weidengebüsche und Einzelbäume das Bild der Landschaft.
Vegetation
Die strukturreiche Stromtalaue zeichnet sich durch charakteristische Lebensraumtypen der Aue in z.T. sehr guter Ausbildung aus.
Dies betrifft insbesondere natürliche eutrophe Seen mit einer Vegetation des Magnopotamions oder Hydrocharitions, Magere Flachland-Mähwiesen, Flüsse mit Vegetation des Flutenden Hahnenfuß und des Callitricho-Betrachion, Feuchte Hochstaudenfluren, Flüsse mit Schlammbänken mit Vegetation des Chenopodion rubri p.p., Brenndolden-Auenwiesen, Erlen- und Eschenwälder und Weichholzauenwälder an Fließgewässern, Hartholzauenwälder mit Stieleiche, Feldulme und Gemeine Esche.
Die Ufer des Alands weisen Rohrglanzgras- und Wasserschwaden-Röhricht (Phalaridetum arundinaceae, Glycerietum maximae) sowie Großseggengesellschaften mit Steif-Segge (Carex elata), Sumpf-Segge (Carex acutiformis) und Ufer-Segge (Carex riparia) auf.
In den feuchten Senken an den Gleithängen, in denen Sumpfkresse-Wasserpferdesaat-Gesellschaft (Rorippo-Oenanthetum) zu finden ist, kommen Kalmus-Röhricht (Acoretum calami), Sumpfkresse-Wasserpferdesaat-Gesellschaft (Rorippo-Oenanthetum aquaticae), Breitblättriger Merk (Sium latifolium) und Schwanenblume (Butomus umbellatus) vor.
Schlammbänke werden von der Gifthahnenfuß-Gesellschaft (Ranunculetum scelerati) und der Zweizahn-Wasserpfeffer-Flur (Bidenti-Polygonetum hydropiperis) besiedelt. Für das Elbeufer sind Spitzkletten-Uferfluren (Xanthio albini- Chenopodietum rubri) und Strandsimsenriede (Bolboschoenetum maritimi) typisch.
An den Gleithängen und vor allem nahe dem Ort Wanzer kommen bis zu 30 m breite Weichholzauenwälder (Salicetum albae) mit alten Silber- und Bruch-Weiden (Salix fragilis) sowie Mandelweidengebüsch (Salicetum triandrae) mit Mandel- (Salix triandra) und Korb-Weide (S. viminalis) vor. Der Stresower See, unmittelbar an der Landesgrenze liegend, verfügt über eine gut ausgeprägte Verlandungsvegetation mit Schilfröhricht (Phragmitetum australis), Schlankseggenried (Caricetum gracilis), Schmalblattrohrkolbenröhricht (Typhetum angustifoliae), Teichsimsen-Röhricht (Schoenoplectetum lacustris) und Krebsscherengesellschaft (Stratiotetum aloidis) .
Im Bereich der Altarme ist ebenfalls eine ausgedehnte Verlandungsvegetation, z.B. mit dem Igelkolben-Röhricht (Sparganietum erecti) und Teichsimsen-Röhricht (Schoenoplectetum lacustris) anzutreffen. Höher gelegene Standorte tragen Solitäreichen und Weißdorn-Schlehen-Gebüsche (Crataego-Prunetum spinosae).
Der Elbemäander der Garbe ist mit einem der letzten größeren naturnahen Hartholzauenwälder (Querco-Ulmetum minoris) im Elbetal unterhalb Magdeburgs bestanden. Die Baumschicht besteht aus Stiel-Eiche (Quercus robur), Feld-Ulme (Ulmus minor), Flatter-Ulme (Ulmus laevis) und Esche (Fraxinus excelsior).
Forstlich eingebracht wurden Hainbuchen (Carpinus betulus), Kiefern (Pinus sylvestris), Fichten (Picea abies) und Espen (Populus tremula).
Die auenwaldtypische, reich strukturierte Strauchschicht wird von Zweigriffligem Weißdorn (Crataegus laevigata), Schwarzer Johannisbeere (Ribes nigrum), Kreuzdorn (Rhamnus cathartica), Gemeinem Schneeball (Viburnum opulus) und von den Lianengewächsen Hopfen (Humulus lupulus) und Zaunwinde (Calystegia sepium) gebildet.
In Flutrinnen stockt eine Untergesellschaft mit dem Rohrglanzgras (Phalaris arundinaceae).
Auf dem Grünland dominiert intensive Nutzung. In geringerem Umfang gibt es auch extensiver beweidete und strukturreichere Flächen. Von besonderer landesweiten Bedeutung sind insbesondere die großflächigen Brenndolden-Auenwiesen.
Fauna
Die strukturreiche Stromtalaue ist Teilbereich eines international bedeutsamen Feuchtgebietes nach der RAMSAR-Konvention und somit Reservat für verschiedenste Brutvögel sowie rastende und durchziehende Vögel, insbesondere Wat- und Wasservögel. Als Nahrungs-, Brut-, Rast- und Überwinterungsgebiet auentypischer Vogelarten von globalem Rang kommen in der „Aland-Elbe-Niederung“ 35 Vogelarten nach Anhang I der VSch-RL vor. Besonders bedeutsam ist es als Brut- und Rastgebiet für Kranich und Seeadler. Besonderen Wert erhält es zudem als Brutgebiet für z.B. Wachtelkönig, Neuntöter, Sperbergrasmücke, Eisvogel, Zwergdommel, Ortolan sowie als Rastgebiet u.a. für Singschwan, Bruchwasserläufer, Schwarzstorch, Kampfläufer und Goldregenpfeifer. Darüber hinaus ist es als Nahrungshabitat des Weißstorchs, der als Brutvogel in größerer Anzahl in der Umgebung vorkommt, von hohem naturschutzfachlichen Wert.
Landesweit ist das Naturschutzgebiet besonders für die Vorkommen von Biber und Fischotter bedeutsam, die in Gewässernähe verstreut im gesamten Gebiet vorkommen. Besondere Bedeutung haben darüber hinaus auch Schlammpeitzger, Lachs, Steinbeißer, Rotbauchunke und Teichfledermaus. Sonstige im Gebiet vorkommende Arten sind Meerneunauge, Flussneunauge, Rapfen, Bitterling, Kammmolch und Großes Mausohr.
Bemerkenswerte Insektenarten im Gebiet sind beispielsweise Sumpfschrecke (Mecostethus grossus), Zweifarbige Beißschrecke (Hetrioptere bicolor), Schwalbenschwanz (Papilio machaon) und Trauermantel (Nymphalis antiopa).
Temporäre Stillgewässer der Retentionsflächen bieten der Südlichen Mosaikjungfer (Aeshna affinis) und der Südlichen Binsenjungfer, Lebensraum. Am Stresower See lebt die Grüne Mosaikjungfer (Aeshna viridis). Die Buhnenfelder der Elbe werden von der Asiatischen Keiljungfer (Gomphus flavipes) besiedelt. Dieses Vorkommen ist für eine mögliche Wiederbesiedlung der großen westdeutschen und westeuropäischen Flüsse und Ströme von überregionaler Bedeutung.
Zustand des Gebietes und Erhaltungsmaßnahmen
Das NSG befindet sich in einem guten Zustand. Die Feuchtgebiete von Aland und Elbe sind seit mehr als einem Jahrhundert im Rückgang begriffen. Gründe hierfür waren z.B. Flussbegradigung und - verbauung, Trockenlegung, Veränderung von Bewirtschaftungsformen sowie Nähr- und Schadstoffeintrag. Ferner bewirkt z.B. die Fragmentierung durch Straßen und Siedlungsbau, Wehre und Staustufen eine Verinselung vernetzter Biotope und verhindert den Wechsel zwischen Teillebensräumen. Durch Deichrückbau im Bereich der Garbe könnten wichtige Bereiche der Altaue wieder an die aktive Überflutungsaue angeschlossen werden. Die Grünländer sowie die strukturreiche, halboffene Landschaft der Aue sind Kulturbiotope. Ihr Bestand hängt von regelmäßiger, adäquater Nutzung und Pflege ab. Das Naturschutzgebiet beinhaltet das Vogelschutzgebiet (EU SPA) "Aland-Elbe-Niederung" sowie die FFH-Gebiete "Elbaue Beuster-Wahrenberg" und "Aland-Elbe-Niederung nördlich Seehausen". Darüber hinaus ist es Teilbereich des international bedeutsamen Feuchtgebietes nach der RAMSAR-Konvention (Internationales Abkommen zum Schutz von Feuchtgebieten) "Aland-Elbe-Niederung und Elbaue Jerichow" sowie Bestandteil des Biosphärenreservates "Mittelelbe".