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Gips­karst­land­schaft Ques­ten­berg

Größe: 3891,00 ha   
Land­kreis: Mansfeld-​Südharz  
Co­die­rung: NSG0166___   
Ver­ord­nung: VO v. 26.06.1996 Amtsbl. f. d. Reg.-Bez. Halle. - 5(1996)7 v. 15.07.1996)
Karte - © LVerm­Geo LSA Gen.-Nr.: 10008 (www.lverm­geo.sachsen-​anhalt.de)

Schutz­ziel

Er­hal­tung einer Land­schaft mit vie­len aus­ge­präg­ten Karst­er­schei­nun­gen, Pflanzen-​ und Tier­ge­sell­schaf­ten in na­tur­na­hen und ar­ten­rei­chen Wäl­dern und alt­berg­bau­li­chen Kup­fer­schie­fer­hal­den. 

Lage

Das Gips­karst­ge­biet (185-450 m ü. NN) er­streckt sich ent­lang des Süd­harz­ran­des von Uf­trun­gen bis nach Wet­tel­ro­de.
Das NSG liegt im LSG "Harz und Vor­län­der".

Geo­lo­gi­sche Be­schaf­fen­heit

Im NSG ist der ge­sam­te For­men­schatz der Gips­karst­land­schaft in einer für die Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land ein­ma­li­gen Häu­fung und viel­fäl­ti­gen Aus­prä­gung vor­han­den. Das sind u.a. Erd­fäl­le, Do­li­nen, Po­no­re, Bach­schwin­den, Karst­quel­len, ver­sun­ke­ne Karst­ge­wäs­ser, epi­so­discher See und Durch­bruch­stä­ler.
Die ver­kars­te­ten Land­schafts­tei­le sind in einem na­tur­na­hen und stel­len­wei­se un­be­rühr­ten Zu­stand.
In gro­ßen Be­rei­chen wird die Land­schaft von Hal­den des his­to­ri­schen ober­flä­chen­na­hen Kup­fer­schie­fer­berg­bau­es ge­prägt.
Das NSG er­hält durch den größ­ten epi­so­dischen Gips­karst­see Mit­tel­deutsch­lands einen be­son­de­ren Wert.

Ve­ge­ta­ti­on

In­fol­ge dif­fe­ren­zier­ter geo­lo­gi­scher Ver­hält­nis­se ist auch eine viel­fäl­ti­ge Ve­ge­ta­ti­on aus­ge­bil­det.Die Wald­ge­sell­schaf­ten im NSG sind: Kalk­bu­chen­wäl­der, wär­me­lie­ben­de Ei­chen­wäl­der und na­tur­na­he Bu­chen­wald­ge­sell­schaf­ten. Stand­ort­ab­hän­gig sind an­zu­tref­fen:
•im me­so­phi­len Be­reich - Hainsimsen-​Rotbuchenwälder (Lu­zu­lo luzuloides-​Fagetum) auf ba­sen­ar­men Stand­or­ten und Waldmeister-​Rotbuchenwälder (Galio odorati-​Fagetum) auf ba­sen­rei­chen Stand­or­ten, •auf feuch­ten und schat­ti­gen Hän­gen Eschen-​Bergahorn-Schluchtwald (Fraxino-​Aceretum pseu­do­pla­ta­ni), •in den Quell­kopf­kom­ple­xen ar­ten­ar­mer Karst­bu­chen­wald und der Seggen-​Rotbuchenwald (Carici-​Fagetum), •auf ba­sen­rei­chen Süd­hän­gen wär­me­lie­ben­der Waldlabkraut-​Traubeneichen-Hainbuchenwald (Galio sylvatici-​Carpinetum be­tu­li), •an na­tür­li­chen Wald­grenz­stand­or­ten Elsbeeren-​Eichenwald (Quer­ce­tum pubes-​centipetraeae) und Färberginster-​Eichenwald (Ge­nis­to tinctoriae-​Quercetum).
We­sent­li­che Of­fen­land­ge­sell­schaf­ten auf der Süd­sei­te des NSG sind:auf tro­cke­nen Ex­trem­stand­or­ten Kreuzblümchen-​Blaugras-Halbtrockenrasen (Po­ly­ga­lo amara-​Seslerietum va­riae) und Wolfsmilch-​Heidekrautheiden (Euphorbio-​Callunetum), in Streu­obst­be­stän­den Furchenschwingel-​Fiederzwenken-Halbtrockenrasen (Fes­tu­co rupicolae-​Brachypodietum pin­na­ti) und Glatthafer-​Wiesen (Dauco carotae-​Arrhenatheretum ela­tio­ris), auf Äckern Fett­wei­den (Lolio perennis-​Cynosuretum crista­ti) und Ackerfrauenmantel-​Kamillen-Gesellschaft (Aphano-​Matricarietum cha­mo­mil­lae).
Auf der Nord­sei­te des NSG haben sich Schot­ter­flu­ren oder Fels­hei­den her­aus­ge­bil­det.
Auf arten-​ und in­di­vi­du­en­rei­chen Stand­or­ten sie­deln bei­spiels­wei­se:sel­te­ne Pilze, Farne in Erd­fall­wän­den und Flech­ten auf Fels­kup­pen. Be­son­ders schutz­wür­di­ge Arten sind: Ge­fleck­ter Aron­stab (Arum ma­cu­la­tum), Ge­wöhn­li­cher Sei­del­bast (Daph­ne me­ze­re­um), Türkenbund-​ Lilie (Li­li­um mar­ta­gon), Hirsch­zun­ge (Phyl­li­tis sco­lo­pen­dri­um), Di­ptam (Dic­tam­nus albus), zahl­rei­che Or­chi­deen­ar­ten und Erdster­ne. Schwer­me­tall­ra­sen und ver­schie­de­ne Feld­ge­höl­ze sind auf Klein­hal­den des Kup­fer­schie­fer­berg­bau­es an­zu­tref­fen.

Fauna

Das NSG um­fasst viel­fäl­ti­ge Ha­bi­tat­ty­pen und ist des­halb die Hei­mat für eine ar­ten­rei­che Tier­welt.
Die Brut­vö­gel in den Wäl­dern sind z.B.: Hohl­tau­be (Co­lum­ba oenas), Mit­tel­specht (Dryo­ba­tes me­di­us), Schwarz­specht (Dryo­co­pus mar­ti­us) und Wei­den­mei­se (Parus mon­ta­nus). In den Baum­höh­len der Wäl­der leben ver­schie­de­ne Fle­der­maus­ar­ten wie z. B. Brau­nes Lang­ohr (Ple­co­tus au­ri­tus) oder Fran­sen­fle­der­maus (Myo­tis nat­te­re­ri).
Be­mer­kens­wer­te Ver­tre­ter der Säu­ge­tie­re sind Baum­mar­der (Mar­tes mar­tes), Dachs (Meles meles), Wild­kat­ze (Felis sil­vestris), Sie­ben­schlä­fer (Glis glis). Zu den be­stands­be­droh­ten Arten der halb­of­fe­nen Land­schaf­ten ge­hö­ren: Wen­de­hals (Jynx tor­quil­la) und Neun­tö­ter (La­ni­us col­lu­rio). Zu den an Karst­ge­wäs­sern le­ben­den Lur­ch­en und Kriech­tie­ren zäh­len Feu­er­sa­la­man­der (Sa­la­man­dra sa­la­man­dra), Laub­frosch (Hyla ar­bo­rea), Kreuz­ot­ter (Vi­pe­ra berus), Blind­schlei­che (An­gi­us fra­gi­lis), Rin­gel­nat­ter (Na­trix na­trix), Glatt­nat­ter (Co­ro­nella aus­tria­ca) und ver­schie­de­ne Molchar­ten. Ty­pi­sche Ver­tre­ter der Fisch­fau­na sind Bach­fo­rel­le (Salmo trut­ta forma fario) und Grop­pe (Cot­tus gobio).Die Brut­vö­gel im Ge­wäs­ser­be­reich sind Was­ser­am­sel (Cin­clus cin­clus), Eis­vo­gel (Al­ce­do at­this) und Ge­birgs­stel­ze (Mot­acil­la ci­ne­rea). Wär­me­lie­ben­de Heuschrecken-​ unf Fal­ter­ar­ten in ver­schie­de­nen Be­rei­chen sowie Alt- und Tot­holz be­woh­nen­de Kä­fer­ar­ten sind her­vor­he­bens­wert.

Zu­stand des Ge­bie­tes und Er­hal­tungs­maß­nah­men

Die me­so­phi­len Grün­land­flä­chen und die Streu­obst­be­stän­de sind viel­fach ohne Nut­zung und Pfle­ge. Die Be­wei­dung der wert­vol­len Of­fen­land­stand­or­te mit Scha­fen ist durch Pfle­ge­ver­trä­ge mit­tel­fris­tig ab­ge­si­chert. Das Land­schafts­bild wird z. T. durch Bun­ga­low­bau­ten be­ein­träch­tigt. 12 ha sind als To­tal­re­ser­vat der un­ge­stör­ten na­tür­li­chen Ent­wick­lung vor­be­hal­ten. Das NSG liegt im FFH-​Gebiet "Buntsandstein-​ und Gips­karst­land­schaft bei Ques­ten­berg im Süd­harz"