Crassensee
Größe: 254 ha
Landkreis: Wittenberg
Codierung: NSG0100___
Verordnung: VO v. 15.12.2003 (Amtsbl. d. LVwA S-A ; 1(2004)SDr. v 22.01.2004)
Karte - © LVermGeo LSA Gen.-Nr.: 10008 (www.lvermgeo.sachsen-anhalt.de)
Schutzziel
Lage
Das NSG (62-64 m ü. NN) befindet sich ca. 8 km südöstlich von Wittenberg und liegt im Biosphärenreservat und LSG "Mittlere Elbe".
Beschreibung des Geländes
Der Crassensee liegt linkselbisch in einer alten Elbeschleife. Das Gebiet umfasst einen innerdeichs gelegenen Auenkomplex aus Hartholzauenwald, einer Auenwiese und einem Altwasser. Es wird nur noch bei Wasserständen über 5,00 m am Pegel Wittenberg direkt hochwasserbeeinflusst. Eine direkte Verbindung zur Elbe besteht nicht mehr.
Vegetation
Der Hartholzauenwald ist ein typischer Eschen-Ulmenwald (Querco-Ulmetum minoris) mit einen geringem Anteil Feld-Ulme (Ulmus minor) und Wild-Apfel (Malus sylvestris). An den geringfügig höher gelegenen Standorten findet sich die Hainbuchen-Ausbildung des Auenwaldes.
Die submerse Vegetation des Crassensees wird aus Ährigem Tausendblatt (Myriophyllum spicatum) und Gewöhnlichem Hornkraut (Cerastium holosteoides) gebildet. In der Schwimmblattvegetation dominiert die Gelbe Teichrose (Nuphar lutea) neben der Wassernuß (Trapa natans). Als Wasserschweber sind sowohl die Teichlinse als auch wieder der gewöhnliche Schwimmfarn (Salvinia natans) vertreten.
Der Röhrichtgürtel besteht aus Gewöhnlichem Schilf (Phragmites australis), Breit- und Schmalblättrigem Rohrkolben (Typha latifolia und T. angustifolia), Wasserschwaden (Glyceria maxima) und Kalmus (Acorus calamus).
Die im Westteil vorhandene Verlandungszone wird flächig von der Ufer-Segge (Carex riparia) aufgebaut. Im Norden schließen sich Flächen mit intensivem und etwas extensivem Feuchtgrünland an.
Fauna
Am Crassensee befinden sich zwei mit hoher Stetigkeit besetzte Reviere des Elbebibers (Castor fiber albicus). Gelegentlich konnte der Fischotter (Lutra lutra) beobachtet werden.
Das NSG bietet Lebensraum für zahlreiche Tierarten, insbesondere einer artenreichen Avifauna.
Gewässer- und röhrichtbewohnende Vogelarten sind Haubentaucher (Podiceps cristatus), Stockente (Anas platyrhynchos),Tafelente (Aythya ferina), Höckerschwan (Cygnus olor), Eisvogel (Alcedo atthis), Bläßhuhn (Fulica atra),Teichhuhn (Gallinula chloropus), Rohrammer (Emberiza schoeniclus), Teichrohrsänger (Acrocephalus scirpaceus), Schilfrohrsänger (Acrocephalus schoenobaenus).
Vögel des Waldes sind Rotmilan (Milvus milvus), Schwarzmilan (Milvus migrans), Wespenbussard (Pernis apivorus), Waldohreule (Asio otus), Waldkauz (Strix aluco), Schwarzspecht (Dryocopus martius), Grünspecht (Picus viridis), Buntspecht (Dendrocopos major), Mittelspecht (Dendrocopos medius), Kleinspecht (Dendrocopos minor), Pirol (Oriolus oriolus) und Nachtigall (Luscinia megarhynchos).
Schwarzstorch (Ciconia nigra) und Seeadler (Haliaeëtus albicilla) versuchten, im Gebiet zu horsten, was letzterer Art im Raum der Wittenberger Elbaue erfolgreich gelang.
In den Gewässern leben z.B. Bitterling (Rhodeus sericeus), Aland (Leuciscus idus), Kaulbarsch (Acerina cernua) und Moderlieschen (Leucaspius delineatus).
Die Amphibien sind im Naturschutzgebiet vertreten durch: Teichmolch (Triturus vulgaris), Erdkröte (Bufo bufo), Grasfrosch (Rana temporaria) sowie Moor- und Teichfrosch (Rana arvalis und R. esculenta).
Von der Vielzahl wirbelloser Tiere seien genannt Libellenarten, z. B. Grüne Mosaikjungfer (Aeshna viridis), Braune Mosaikjungfer (Aeshna grandis) sowie Teichmuschel (Anodonta cygnea), Spitzhornschlammschnecke, Posthornschnecke (Planorbarius corneus), Wasserskorpion (Nepa rubra), Gelbrandkäfer (Dytiscus marginalis).
Das Vorkommen 22 xylobionter Käferarten, z. B. Tenebrioides fuscus als "Urwaldrelikt" und Hirschkäfer (Lucanus cervus) im hohen Totholzanteil des Auenwaldes, konnte nachgewiesen werden. In wenigen temporär wassergefüllten Flutrinnen im Auenwald kommt der stenöke Kiemenfuß Siphonophanes grubei vor.
Zustand des Gebietes und Erhaltungsmaßnahmen
Das Gebiet befindet sich überwiegend in einem guten Zustand. Die Wasserqualität des Altwassers hat sich verbessert, aber es bedarf dringend der Entschlammung. Das angrenzende Grasland ist durch Extensivierung wieder zu einer faunistisch und floristisch wertvollen Feuchtwiese zu entwickeln. Anzustreben sind Gebietserweiterungen durch die Einbeziehung angrenzender Auenwaldflächen sowie der nördlich an das NSG angrenzenden Überschwemmungswiesen.
168 ha sind als Totalreservat der ungestörten natürlichen Entwicklung vorbehalten.
Das NSG liegt im EU SPA "Mittlere Elbe einschließlich Steckby-Lödderitzer Forst" und im FFH-Gebiet "Dessau-Wörlitzer Elbauen".